Wie wirken sich Open Label Placebos auf die sportliche Leistung, die Selbstwirksamkeitserwartung und die Angstsymptomatik bei Leistungssportlern aus?
Mon-Main hall - Z2b-Poster 1-2506
Presented by: Dirk Koester
Zielgerichtetes Verhalten (und sportliche Leistung) wird von körperlichen und psychologischen Aspekten bestimmt (Balyan etal., 2016; Feltz et al., 2008; Woodman et al., 2001). Open-Label-Placebos (OLPs), d.h. die Wissentlichkeit der Placeboeinnahme, lassen einen positiven Einfluss auf die sportliche Leistung erwarten (Saunders et al., 2019; Swafford et al., 2019), wurden jedoch im Leistungssport kaum untersucht. Hier wurde überprüft, ob sich OLPs auf motorische Leistung, Selbstwirksamkeitserwartung und Angstsymptomatik auswirken. In einem Prä-Post-Interventionsdesign mit Wartekontrollgruppe wurde die protokollierte, tägliche OLP-Selbstadministration (Dauer zwei Wochen) systematisch untersucht. Die Instruktion wurde standardisiert (Kaptchuck et al., 2010). Die motorische Leistung beider Untersuchungsgruppen wurde in einem koordinativ anspruchsvollen 14 m-Slalomlauf (inkl. Vor-, Rück- und Seitwärtsbewegungen) erfasst (AV: Dauer, Fehleranzahl), Selbstwirksamkeitserwartung und Angst (trait/state) über Fragebögen. Die Interventionsgruppe bestand aus Leistungssportlerinnen (n=9) im Feldhockey (Bundesliganiveau), die Kontrollgruppe aus sportlich aktiven Breitensportlerinnen (n=9). Bis auf den wöchentlichen Trainingsumfang waren beide Gruppen sozioökonomisch vergleichbar. Vorläufige Analysen erbringen keine eindeutigen Hinweise auf einen OLP-Einfluss auf motorische Leistung (weder Slalomdauer noch Fehleranzahl) oder Angstsymptomatik (trait/state; alle F<2,3; alle ns.). Die motorische Leistung unterscheidet sich zwischen Gruppen (F(1,16)=34,58, p<,001), aber nicht zwischen Messzeitpunkten (F(1,16)=0,51; ns.). Die Selbstwirksamkeitserwartung stieg lediglich in der Kontrollgruppe an (t(8)=1,89; p<,05). Die vorliegenden Daten sind besser mit anderen Wirkmechanismen (z.B. Erwartungshaltung; Schäfer et al., 2021) als mit Effekten des Placebos in Einklang zu bringen, insbesondere bzgl. der Selbstwirksamkeitssteigerung in der Kontrollgruppe, die einen motivationalen Effekt widerspiegeln könnte. Auch methodischen Gründen (z.B. Drop-out-Rate) sprechen für weitere Untersuchungen im Leistungssport.
Keywords: Intervention; Training; Placebo; Motorik