Mit der Fokussierung bildungspolitischer Aktivitäten auf die Ergebnisse von Leistungsstudien werden aktuell „Reformszenarien“ begründet, die die Leistungsfrage und die damit zusammenhängenden Nachweise in den Mittelpunkt unterrichtlicher Tätigkeiten rücken. Die Kritik an diesem Vorgehen besteht u. a. darin, dass es zu einer Verkürzung des Gesamtzusammenhangs von Beobachtung, der Rahmung von Lern-Lehr-Prozessen und der Qualität von Lernergebnissen kommen könnte. Insbesondere in inklusiven Kontexten würde dieser Umstand zur Verschärfung der sowieso schon bestehenden Antinomien führen.
Der Workshop will hier eine Ergänzung zur gängigen Bewertungspraxis bieten, indem er den Blick (wieder) auf den Gesamtzusammenhang lenkt. Das „Beobachten“ erhält dann eine zentrale Funktion im Rahmen der Begründung von Lern-Lehr-Prozessen und der Einschätzung erbrachter Lernergebnisse. Es wird dabei als eine von der Perspektive der Beobachter*innen abhängige Größe deutlich, die zwischen formalen Aspekten der Datenerhebung und einer verstehenden Teilnahme oszilliert. Damit zusammenhängend wird sich zeigen, dass die Frage nach der abschließenden Einschätzung von „LernLeistungen“ nicht hinreichend mit dem Verweis auf das (Nicht-)Erreichen von Lern-/Leistungsziele, Kompetenzerwartungen etc. zu beantworten ist. Hier soll eine ergänzende Perspektive aufgezeigt werden, die Lernende als Subjekte ihres Bildungsprozesses ernst nimmt, und auch von deren Standpunkt aus eine Einschätzung des Lernerfolgs vornimmt.
An einem strukturierten Handlungsmodell werden die beiden Blickwinkel bzgl. der Frage der Leistungseinschätzung Anwendung finden und Konsequenzen eines pädagogisch verstandenen, beobachtungsbasierten und subjektbezogenen Leistungsbegriffs aufgezeigt und diskutiert werden - ohne den institutionellen Aspekt der Leistungsfrage aus dem Auge zu verlieren.