In der aktuellen Bildungsdiskussion in Politik, Lehrerbildung und Schulpraxis sowie in der Bildungsforschung hat Begabungs- und Begabtenförderung eine immer wichtigere Bedeutung erlangt. Dies auch im Zusammenhang mit Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie mit Qualitätsentwicklung an Schulen.
Die Einsicht, dass die Lernfähigkeit („Begabung“) unserer Kinder besonderer Förderung im Unterricht bedarf, setzt sich immer mehr durch. Alle Kinder brauchen gezielte Förderung, und nichts geht von selbst. Jedes Kind ist ein Unikat; keine zwei Kinder sind gleich. Damit ist auch klar, dass jedes Kind eine ihm adäquate Förderung braucht und ein Recht auf Förderung hat. Schon bei der Einschulung gibt es mehr oder weniger große Unterschiede in der kognitiven Entwicklung der Kinder. Damit besteht die Gefahr von Überforderung und Unterforderung. Und: schulische Unterforderung ist ebenso schädlich wie schulische Überforderung; die Stresssymptome bei Kindern sind analog. Es geht um die Förderung der kognitiven Entwicklung aller Kinder und nicht ausschließlich um „Hochbegabtenförderung“.
Förderorientierter Unterricht an einer Schule ist nur möglich, wenn ein Lehrerkollegium sich gemeinsam, unter dem Leadership der Schulleitung, dafür einsetzt. Voraussetzung dafür ist, neben der guten Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen, in hohem Maße ihre Zusammenarbeitskultur sowie die Schul- und Unterrichtsorganisation. Schul- und Unterrichtsentwicklung, Qualitätsentwicklung und -sicherung sind von großer Bedeutung: Begabungs- und Begabtenförderung ohne Schul- und Unterrichtsentwicklung kann kaum erfolgreich sein.
Im Vortrag werden unter anderem folgende Themenbereiche beleuchtet:
- Lernen und Begabung aus Sicht der Lernforschung. Was ist Begabung? Wie lässt sich Begabung fördern?
- Heterogenität: die pädagogische Herausforderung für Eltern, Lehrpersonen und Schule.
- Was ist eine begabungsfördernde Schule? Was zeichnet begabungsfördernde Lehrpersonen aus?
- Die Rolle der Schulleitung und der Schulbehörden.
Kurzvita Prof. Dr. Willi Stadelmann